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Ein Lyrisches Wir

Lara Pohlers

Sommerprojekt / 2. Studienjahr Regie

Ein Dröhnen, ein Vibrieren, ein Rausch: Das Konzert des Lebens

„Alles, was wir so kompromisslos begehren, dass es uns fühlen lässt, als wären wir gleichzeitig winzig klein undgrenzenlos, hat die Macht, uns zu zerstören, wenn es sie sich nimmt. Und mit 'es' meine ich 'ihn'. Der, dessen Namenicht genannt werden darf. Meine Liebe ist nicht das Problem, sein Missbrauch ist es.“

Eine namenlose Frau lebt in einem Gedicht. Ein Gedicht, verfasst von einem gefeierten Musiker. Es beschreibt die Betäubung und anschließende Vergewaltigung der Frau mit Rohypnol. Der Autor wird von seinem Verlag verteidigt: Die Trennung zwischen lyrischem Ich und Autor sei unumstößlich. Doch als Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen ihn laut werden, bröckelt diese Verteidigung. Während der Verlag sich distanziert, bespielt er als Musiker weiterhin die größten Konzertbühnen des Landes.

Ein lyrisches Wir stellt die Frage nach der Frau in dem Gedicht. Wo ist sie aufgewachsen? Was war ihr erster Ferienjob? Was ist ihre Lieblingszahnpasta? Woher kommt ihre unbändige Liebe zur Musik und zum Morbiden? Wer ist sie außerhalb der 17 Zeilen, in denen sie betäubt und vergewaltigt wird, und wie fiktiv ist sie tatsächlich? An diesem Abend tritt sie aus dem Schatten des Gedichts heraus. An diesem Abend bricht sie aus den Zeilen, die ihr Leben zu bestimmen versuchen. An diesem Abend gehört die Bühne nur ihr! 

Ein musikalisch-erzählerischer Theaterabend über Macht und Ohnmacht, die Grauzonen zwischen Fiktion und Realität und darüber, was es bedeutet, ein wahrer Musik-Fan zu sein. Vor allem aber über ein Leben. Ein Leben von vielen. Das Leben eines lyrischen Wirs.

Anmerkung: Einige der verwendeten Texte orientieren sich an journalistischen Recherchen zu Machtmissbrauch in der Musikbranche, welche erstmals in dem Buch und gleichnamigen Podcast „Row Zero“ (Daniel Drepper, Lena Kampf) veröffentlicht wurden. Alle Texte wurden fiktionalisiert.

Bühnenbild und Trapez: Josefa Sophie Hökenschnieder
Sounddesign: Richard Wolf
Schauspiel: Gwen Justine-Maxi Kraft, Stella Voge
Tanz: Maria Paz Triat und Clara
Kostüm: Sara Liv Theisen
Text und Regie: Lara Pohlers
Dramaturgin: Clara Schiltenwolf

HfS Ernst Busch UNTEN

Zinnowitzer Str. 11

10115 Berlin

Öffentl. VVK startet 10 Tage vor der ersten Vorstellung

© Bienke Bugzel
© Veronika Masliková
Michael Jansky
© Bienke Bugzel
Lara Pohlers