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HfS Inszenierungsarchiv

Vorlaufphase erfolgreich abgeschlossen

Seit dem 1. Juli 2023 läuft an der HfS Ernst Busch das Projekt „Dramaturgien eines Archivs“ (kurz DramA). Eines der Ziele des Projektes ist es, das Inszenierungsarchiv der Hochschule zugänglich zu machen, das bislang für die öffentliche Nutzung nicht vorgesehen war. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Archivmaterial zu historischen Studioinszenierungen am „bat“, dem Studiotheater der Hochschule.

Nach einem Jahr ist nun die sogenannte „Vorlaufphase“ erfolgreich abgeschlossen worden. Im Interview werden die beiden Archivarinnen Eva Großmann (EG) und Andrea Farrenkopf (AF) vorgestellt und ein Einblick gegeben, was die „Vorlaufphase“ alles beinhaltet hat. Das Interview führte die Rektorin Dr. Anna Luise Kiss.
 

Eva Großmann und Andrea Farrenkopf, Sie haben beide Archiv an der Fachhochschule Potsdam studiert. Haben Sie sich vor ihrem gemeinsamen Arbeitsbeginn an der HfS Ernst Busch bereits über Ihr Studium kennengelernt und was hat Sie beide dazu gebracht Archiv zu studieren?

AF: Ehrlich gesagt kannten wir uns sogar schon vor unserem Archivstudium. Unsere Werdegänge sind ähnlich: Wir haben Fotografie bzw. Kunst studiert. Eva hat anschließend ein Archivstudium begonnen und mich dazu inspiriert, ebenfalls in diesen Bereich zu wechseln. Uns fasziniert beide die Verbindung von Kunst und Archiv und letztendlich arbeiten wir nun in genau diesem Feld.
 

Das DramA-Projekt läuft insgesamt 4 Jahre. Das erste Jahr, die sogenannte „Vorlaufphase“ für die Sammlungsertüchtigung, ist soeben abgeschlossen worden. Was waren Ihre Schwerpunkte in diesem Jahr?

AF: Anfangs haben wir viel Material gesichtet. Dabei ist eine Liste aller auffindbaren Inszenierungen der Hochschule entstanden, die sogar jetzt noch anwächst.

EG: Außerdem mussten wir das Material vor Staub und Schimmel in Sicherheit bringen. Wir haben gemeinsam erarbeitet, wie das Archivgut und die Informationen daraus am besten zugänglich gemacht werden können.
 

Wo können Interessierte die Archivalien finden und welchen Mehrwert sehen Sie in der neuen Zugänglichkeit, die Sie geschaffen haben?

EG: Das Material wird nach und nach auf der Plattform museum-digital online gestellt. Zum jetzigen Zeitpunkt sind bereits alle Programmhefte und Pressestimmen zu den Inszenierungen der Hochschule zwischen 1954 und 1990 online. Aus Urheberrechtsgründen können dort (noch) nicht alle Digitalisate angezeigt werden (z. B. leider gar keine Zeitungsartikel). Diese sind aber auf einem Terminal in der Bibliothek für alle zugänglich. Dadurch können sich etwa Studierende, die eine Inszenierung vorbereiten, informieren, ob und wie dieses Stück bereits vorher an der Hochschule gespielt und besprochen wurde.
 

Die „Vorlaufphase“ beinhaltete auch Coachings. Worum ging es da und inwiefern haben sie dazu beigetragen, das archivarische Know-how der HfS zu steigern?

EG: Bei einem Coaching mit einer Restauratorin erlernten wir die sogenannte Trockenreinigung (z. B. von Unterlagen, Fotos, Plakaten), um Staub, aber auch Schimmel zu entfernen. Gerade durch die Schimmelbelastung der Materialien nach einem Wasserschaden vor einigen Jahren war dies nötig, um beim Umgang mit dem Material sowohl das Material als auch die nutzende Person ausreichend schützen zu können.

Ein weiteres Coaching zu Urheber- und Persönlichkeitsrecht bekamen wir von einem Anwalt. Dadurch sind wir nun z. B. in der Lage, eindeutiger zu entscheiden, welche Materialien wegen Datenschutz nicht so einfach rausgegeben werden können.
 

Welche besonderen Herausforderungen sind Ihnen in der „Vorlaufphase“ begegnet?

AF: Alles von Neu an entdecken, entscheiden, planen. Gerade am Anfang war das überfordernd, aber inzwischen haben wir uns gut eingearbeitet.

EG: Auch der Ordnungszustand war eine Herausforderung, die aber auch Spaß gemacht hat. Es hat ein bisschen was von Detektivarbeit, die Informationen zu Inszenierungen aus einer Menge an Material zusammenzutragen.

AF: Bisher gab es auf museum-digital vergleichsweise wenig Material aus Theaterarchiven. Um die Möglichkeiten für Theaterarchive zu erweitern, haben wir in Zusammenarbeit mit den Entwicklern von museum-digital neue Eingabemöglichkeiten geschaffen. Nun kann nicht nur ein Programmheft oder Plakat, sondern eine ganze Inszenierung verzeichnet werden.
 

Was hat Sie bislang an Ihrer Arbeit mit dem Inszenierungsarchiv begeistert, überrascht oder macht Sie stolz?

EG: Ich finde besonders schön, wie tief wir in die Geschichte der Hochschule einsteigen und dabei auch vergessene Geschichten wiederfinden. Zum Beispiel Hintergründe der Anfänge des „bat“, aber auch spannende Kooperationen der Hochschule u.a. mit Rosa von Praunheim.

AF: Und mich macht es stolz, dass so viel davon jetzt recherchierbar ist.
 

Wie geht es für Sie nun nach der „Vorlaufphase“ weiter?

AF: Ich arbeite daran, noch mehr Objekte zugänglich zu machen. Dafür muss z.B. weiteres Material digitalisiert werden. Außerdem ist eine aufwendige Rechteklärung erforderlich, insbesondere für Fotos, um diese online zeigen zu können.

EG: Ich kümmere mich mittlerweile innerhalb eines neuen Projektes um die Bestandserhaltung des Verwaltungsarchivs. Dabei werden die Unterlagen durch einen Dienstleister gereinigt und umverpackt, damit der Papierzerfall gestoppt wird.
 

Wie können sich Externe über den weiteren Verlauf des Projektes informieren und gibt es Möglichkeiten mitzumachen?

EG: Interessierte können unseren Newsletter abonnieren, im September gibt es einen Workshop zur Frage von Citizen-Science in Theaterarchiven, und an der HU wird eine Vorlesungsreihe mit unserer Wissenstransfermanager*in Johanna Stapelfeldt stattfinden. Ab 10.10.24 gibt es im Foyer eine Ausstellung mit Archivmaterial zu einigen Inszenierungen der Schauspielschule aus den 1950ern.

Wer Fragen zum Archiv hat, kann auch immer gerne vorbeikommen in unser „Büro“ in der Bibliothek im 2. Stock. Dort gibt es auch eine kleine Ausstellung mit Inszenierungsplakaten der Hochschule aus den 1990ern.


Vielen Dank für das Gespräch!
 

Das Inszenierungsarchiv der HfS Ernst Busch auf museum-digital:
https://berlin.museum-digital.de/institution/49 

Website des DramA-Projekts / Anmeldung zum Newsletter:
https://www.hfs-berlin.de/aktuelles/drama/