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Nachruf Prof. Herbert Minnich

Wir trauern und nehmen Abschied von unserem Freund und Kollegen Prof. Herbert Minnich

Prof. Minnich prägte mehr als 45 Jahre als Sprecherzieher die Ausbildung in der Abteilung Schauspiel der HfS Ernst Busch, begründete und entwickelte gemeinsam mit Prof. Klaus Klawitter die Methode des gestischen Sprechens. Viele schauspielerische Talente ebenso wie junge Kolleginnen und Kollegen lernten ihn als beherzten Mentor kennen und schätzen.

Herbert Minnich war ein geduldiger Lehrer, ein hilfsbereiter Kollege, ein starker Prorektor, ein ausgezeichneter Tänzer und ein liebenswerter Mensch. Sein trockener Humor suchte seinesgleichen. Herbert hat Spuren hinterlassen, in denen es sich zu gehen lohnt. Der große, schlanke Mann, wortgewandt wie gewitzt, mit seinen strahlenden blauen Augen, aus denen sein Humor blitzte, starb nun. Doch in unseren Herzen bleibt er!! Wir vermissen ihn und gedenken sein!

Die Abteilung Schauspiel

 

Erinnerungen von Vera Schlenker und Margret Wübbolt: 

Herbert`s Räuspern war stets Auftakt, bevor er etwas Wohlüberlegtes sagte. Ich hatte großen Respekt vor ihm und erlebte ihn als einen Menschen, der stets integer war und sich nicht zu leichtfertigen Äußerungen hinreißen ließ.

Wir lernten uns im Rahmen einer Studioinszenierung kennen, die ich als frischgebackene Studentin des Studiengangs Bewegungspädagogik mitbetreuen sollte. Unbedarft und fröhlich bewegte ich mich mit den Studierenden und wir tönten dabei auch viel, nicht ahnend, dass die Augen und Ohren eines erfahrenen Sprecherziehers auf mir ruhten. Es sollte noch eine Weile dauern, ehe ich wusste, daß es Herr Minnich war, Professor für Sprecherziehung und Prorektor der Hochschule.

Etwas später, als ich meine Diplomarbeit über „Körper und Stimme“ schreiben wollte, bot er mir seine Hilfe an. Wir trafen uns regelmäßig, um meine Übungen auf ihren Gehalt hin zu untersuchen. Herbert`s Einladung dafür klang in etwa so: ‚Wir können uns gerne treffen und Sie zeigen mir ihre Ideen. Ich werde mich aber auf keinen Fall bewegen. Ich gehe zweimal wöchentlich schwimmen und das ist für mich ausreichend.‘ Es kam anders. Wir probierten aus, bewegten uns dabei und tönten beide mit Enthusiasmus.

Herbert, ich vermisse Dich!!
Vera Schlenker

 

 

Ich trauere um meinen Mentor!! Neu und noch unsicher begann ich an der HfS als Sprecherzieherin zu unterrichten. Mir an die Seite gegeben wurde Prof. Herbert Minnich als Mentor, der mir freundlich, doch mit Distanz begegnete und mir fremd, fast abweisend erschien.

Er kam in meinen Unterricht und setzte sich ohne viele Worte. Er beobachtete mein Tun, räusperte sich ab und zu und streifte sich stetig mit einer Hand über das Gesicht. Ich dachte, auweia, das war`s ja dann wohl. Er findet meinen Unterricht ganz offensichtlich furchtbar und überdies langweilig.

Wie überrascht war ich, als er jedoch meinen spielerischen und motivierenden Umgang mit den stimmlichen und sprecherischen Übungen lobend hervorhob. Gleichzeitig ermunterte er mich, in der Textarbeit gestischer und konkreter zu sein. Keine Distanz, keine Abweisung, keine Überheblichkeit einer jungen Kollegin gegenüber, sondern eine klare und überaus zugewandte Freundlichkeit und Direktheit. Er sagte in etwa: „Wenn sie mögen, lesen sie ‚Reineke Fuchs‘ und bereiten sie den Neunten Gesang vor. Montags zwischen 8:00 und 9:00 Uhr habe ich Zeit.“

Es folgten neben Goethe weitere Montage mit den Meistern der deutschen Literatur. Durch seine Mentorenschaft wuchs ich. Er half mir zu verstehen und zu lernen, was „Gestisches Sprechen“ bedeutet. Er war mir stets wohl gesonnen und hat meinen Lebensweg entschieden mitgeprägt. Herr Minnich war der „Mann auf den zweiten Blick“. Ich hätte mir kaum einen warmherzigeren Menschen als Mentor wünschen können.

Lieber Herbert Minnich: ich danke Ihnen!!
Margret Wübbolt

Prof. Minnich (c) Roger Melis