Inklusive Strukturen
Impulsvorträge und Panels an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, gedolmetscht in DGS
Eröffnungsrede von Jürgen Dusel (Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen), Vortrag von Georg Kasch (Kulturjournalist), Impulsvorträge und Panel von und mit Nele Jahnke (Dramaturgin und Regisseurin an den Münchner Kammerspielen), Johanna Kappauf (Ensembleschauspielerin an den Münchner Kammerspielen) und Anna Mülter (Künstlerische Leitung des Festivals Theaterformen) zum Thema “Inklusive Theater- und Festivalpraxis”.
In seiner Eröffnungsrede sprach Jürgen Dusel über die Notwendigkeit eines inklusiven Strukturwandels an Kunsthochschulen. Dies würde nichts anderes bedeuten, als (Kunst-)Hochschulen zu demokratisieren. Außerdem betonte er, dass Inklusion ein Qualitätsmerkmal sei.
Anschließend hielt Georg Kasch einen Vortrag darüber, wie Menschen mit Behinderungen das Theater verändern. Er begann bei der Ausstellung behinderter Menschen in den sogenannten “Freakshows” des 19. Jahrhunderts, skizzierte die Gründungsphase der Theater RambaZamba, Thikwa und Hora in den 1990er Jahren und erzählte beispielhaft, wie sich seitdem die Autor*innenschaft und die Rolle von behinderten Künstler*innen innerhalb der darstellenden Kunst veränderte.
Nach einer Pause berichteten Nele Jahnke und Johanna Kappauf von ihrer gemeinsamen Arbeit an den Münchner Kammerspielen. Sie gaben einen Einblick in ihren inklusiven Proben-, Planungs-, und Aufführungsalltag. Anna Mülter erzählte in ihrem Impulsvortrag darüber, wie sie mit ihrem Festival Theaterformen inklusive Arbeitsstrukturen etabliert. Unter anderem betonte sie die kuratorische Selbstverständlichkeit, behinderte Künstler*innen mit ihren eigenen Arbeiten zu programmieren, und besprach die Herausforderung, Crip Time in der verdichteten Struktur eines Festivals zu verwirklichen. Im gemeinsamen Panel, moderiert von Georg Kasch, wurde zusammenfassend und nachdenkend resümiert, was inklusive Strukturen bedeuten, welche Bereicherungen, Herausforderungen, Aufgaben und Ästhetiken sich hieraus ergeben.
Impulsvorträge + Panel von und mit Angela Alves (Choreografin, Performerin, Tanzwissenschaftlerin und Künstlerische Mitarbeiterin im Projektteam von Claire Cunningham am HZT Berlin), Prof. Hans-Joachim Reich (Hochschule für Künste im Sozialen Ottersberg), Steven Solbrig (arbeitet künstlerisch transdisziplinär und kulturwissenschaftlich zur Kunst und Kultur mit Behinderung), Prof.in Dr.in Saskia Schuppener (Universität Leipzig), Prof. Konrad Wolf (HfS Ernst Busch) zum Thema “Inklusive Lehrpraxis".
Da es im deutschsprachigen Raum noch keine staatliche Hochschule der darstellenden Künste gibt, die eine verstetigte Praxis inklusiven Unterrichtens verfolgt, sich als inklusive Hochschule bezeichnet oder inklusive Strukturen bereitstellt, allerdings einzelne Hochschulen und Dozierende, die dies modellhaft erproben, tauschten sich Referent*innen und Teilnehmende hierzu in Impuls V aus. Beginnend hielten Angela Alves, Prof. Hans-Joachim Reich, Steven Solbrig und Prof.in Dr.in Saskia Schuppener Impulsvorträge, in denen sie über ihre Erfahrungen, ihre inklusiven Ansätze und ihre Arbeitspraxis sprachen. Angela Alves erörterte den Unterschied zwischen Integration, einem “Mitmachen lassen”, und Inklusion, einem gleichberechtigten Arbeiten und Studieren, Prof. Hans-Joachim Reich berichtete über die Anfänge und die derzeitige Praxis kognitiv behinderte Studierende an der Hochschule für Künste im Sozialen Ottersberg zu unterrichten, Steven Solbrig sprach über das transdisziplinäre Lehrformat “The future is accessible" und Impulse für eine behindertengerechte Lehre und Prof.in Dr.in Saskia Schuppener über eine diversitätsgerechte Wissensproduktion und -vermittlung in ihrem inklusiven Team in der Lehrer*innenbildung an der Universität Leipzig. Im Anschluss tauschten sich alle Referent*innen in einem Panel, moderiert von Prof. Konrad Wolf, darüber aus, welche Veränderungsprozesse und konkrete Schritte es braucht, um eine inklusive Unterrichtspraxis und Hochschulstruktur jenseits von Modellprojekten zu etablieren.